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Gedanken zum Reformationsjubiläum.

Bestimmt haben wir schon allen einmal ein Bild von der Golden Gate Bridge in San Francisco gesehen. Diese weltberühmte Brücke ist ein Meisterwerk der Ingeneurskunst. Mit einer Länge von über 2700 Metern trohnt die Hängebrücke über dem Eingang der San Francisco Bucht. Auf Postkarten oder auf Bildern wird sie meist bei einer traumhaften Sonnenuntergangskulisse im strahlenden rot präsentiert. Die Brücke ist wahrlich maiestätisch. Obwohl es mittlerweile noch grössere Brücken gibt, ist die Golden Gate Bridge immer noch das Symbol für eine Brücke.

 

Eine Brücke verbindet zwei Küsten, eine Brücke führt über Schluchten und Gräben. Bei diesen Gräben handelt es sich nicht immer nur um natürliche. Auch wir Menschen errichten oft Gräben untereinander. Wo es Menschen gibt, da gibt es auch Gräben und da bedarf es aber immer wieder Brücken, diese Gräben zu überwinden. Umso grösser und tiefer die Gräben sind umso grössere und weitere Brücken werden benötigt. Dabei dürfen wir einen wichtigen Bestandteil nicht vergessen.

 

Denken wir noch einmal an die Golden Gate Bridge, oder, wem eine andere grosse Brücke einfallt an diese: Was ist das das Wichtigste an einer Brücke? – Antwort: das Fundament! Umso grösser ein Graben ist, eine umso grössere Brücke mit einem guten Fundament benötigt man.

 

Auch wir Christen haben ins unserer Geschichte gegenseitige Gräben und Abgründe errichtet. In einigen Tagen geht das Reformationsjubiläum zu Ende. Die Kirchen haben in Deutschland im Jahr 2017 500 Jahre Reformation gefeiert. Nun ja, man kann dazu stehen wie man will, aber ehrlich gesagt halte ich nicht viel davon, dass man die größte Trennung der abendländischen Christenheit feiert. Paulus fragt uns im Korintherbrief: „Ist denn Christus zerteilt?“

 

Nein, Jesus Christus war, ist und wird einer sein! Und es ist unser Auftrag, dass wir Christen, in aller Verschiedenheit, wieder die Gräben überwinden und eins werden! Wir müssen also zu Brückenbauern werden. Doch es bedarf einer Brücke, welche alle Stürme überstehen kann. Wir benötigen eine Brücke mit sehr gutem Fundament. Die Einheit der Christen führt über Brücken mit guten Fundamenten! Vor lauter Brückenbauen dürfen wir aber diese Tatsache nicht vergessen.

Doch wenn wir einmal auf die Bemühungen der letzten Jahre, Jahrzehnte schauen, dann wurden zwar sehr viele Brücken gebaut, aber leider hatte keine dieser Brücken ein gutes Fundament! Durch den ersten richtigen Sturm stürzten die wieder ein. Zwei Beispiele möchte ich hier nennen:

 

1)      Das erste Beispiel betrifft die Ethik. Vor lauter Brückenbauen untereinander haben wir den Kern, das Fundament unserer christlichen Ethik total aussenvor gelassen. Der „Sturm“ bei ethischen Fragestellungen ist nun in den letzten Jahren viel rauer geworden. Man denke nur an die organisierte Sterbehilfe. Doch dieser raue Sturm brachte eben diese scheinbare Brücke zwischen den christlichen Kirchen zum Einsturz. In ethischen Fragestellungen ist die Christenheit gespaltener als je zu vor. Ja, heute sagen uns Politiker der Grünen, dass die pränatale Diagnostik gegen das christliche Menschenbild ist!

 

2)      Das zweite Beispiel betrifft unseren christlichen Glauben an den Dreifaltigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Auch hier haben wir vor lauter Brückenbauen das Fundament total vergessen. Ja, sehr oft haben wir Brücken in den Sand gebaut. Mittlerweile sind die Brücken schon fast im Sand versunken und wir Christen und unser Glauben sind mit versunken. Wie oft musste ich schon hören, dass „die Dreifaltigkeit doch viel zu kompliziert, sei diese heute noch jemanden zu erklären. Ausserdem sei sie ja so eh nicht biblisch begründet. Und, sie sei doch nur ein Hindernis im Dialog mit der Welt und mit anderen Religionen. Sie hindere schlicht daran, Brücken zu errichten.“ Die Konsequenz daraus war und ist, dass wir uns als Christen und als Kirche nur selbst säkularisiert haben. Ohne die Dreifaltigkeit haben wir zwar eine Brücke zu anderen Religionen aufgebaut aber eben ohne tragfähiges Fundament. Mich wundert es dann nicht mehr, wenn nicht nur Schüler der 2. Oberstufe  Jesus Christus nicht mehr als Gott sehen. Die Konsequenzen können wir jeden Sonntag in der Kirche sehen: Es werden immer weniger Menschen die Gottesdienste aufsuchen. Zu Recht!! Denn einen christlichen Glauben, eine Kirche ohne Fundament braucht niemand, ich auch nicht! Da gibt es genug andere Institutionen und Einrichtungen, die wo ich sozial tätig sein kann und dir mir auch noch eine Menge Spass bereiten.

 

Was also ist unser Fundament? Bevor wir also weiter an brüchigen Brücken bauen, sollten wir uns endlich wieder auf unser Fundament besinnen: Reformierte und orthodoxe Christen, Baptisten und Methodisten, römisch-katholische Christen und Altkatholiken. Was sind unsere jeweiligen Fundamente, was macht die jeweilige Glaubensgemeinschaft speziell? Was macht also uns Katholiken zu Katholiken?

 

Der Glaube an Jesus Christus, der für uns Mensch geworden ist und somit uns gezeigt hat, dass der Mensch einen unglaublichen Wert an sich besitzt. Der Glaube, dass dieser Jesus Christus für uns, für jeden Einzelnen von uns gestorben ist um jeden von uns zu erlösen. Der Glaube daran, dass eben dieser Herr Jesus Christus in der Heiligen Eucharistie ganz mit seinem Leib hier und jetzt, mitten unter uns wahrhaftig weilt. Und eben der Glauben an ein grosses Ganzes. Gott hat einen Plan mit mir, mit einem jeden von uns. Und, es wird Zeit, dass wir wieder über das Jenseits sprechen. Überraschung!!! Das gibt es wirklich! Dieses Mysterium, dieses Geheimnis macht unseren Glauben und unsere Überzeugung aus.

Erst wenn wir uns wieder darauf zurückbesinnen und uns dies wieder bewusst wird, haben wir ein tragfähiges Fundament, auf dem sich dann eine grosse, eine starke und tragfähige Brücke errichten lässt, welche alle Stürme auf Ewigkeit überstehen kann. Erst dann sind wir wirklich eine Einheit in der Vielheit!

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